US-Handelsminister Lutnick: China habe nur Kapazitäten für 200.000 fortschrittliche Chips

US-Handelsminister Howard Lutnick hat die Möglichkeiten von China bei modernen AI-Chips deutlich heruntergespielt. Die Kapazitäten sollen demnach 200.000 fortschrittliche Chips nicht überschreiten können, ein Bruchteil dessen, was im Land nachgefragt wird.
Dass sich Chinas eigene Chip-Fertigung noch immer in einem vergleichsweise frühen Stadium befindet, ist keine neue Erkenntnis. Vor allem im fortschrittlichen Nanometer-Bereich ist es extrem schwierig, ohne westliche Tools voranschreiten zu können. Für vergleichsweise kleine Smartphone-Chips klappt das, AI-Chips sind jedoch ein weitaus größeres Kaliber. Lutnick setzt beide in seinen Pauschalaussagen aber gleich, erklärt darin, China könne etwa 200.000 fortschrittliche Chips produzieren, die für AI-Server und Smartphones gedacht seien.
Chinas Fertigung zuletzt stets unterschätzt
Chinas Fertigung wird dabei aber stets unterschätzt, wie vor allem bei Huaweis Smartphone-Chips vor zwei Jahren deutlich wurde. Die hatte die USA nicht auf dem Schirm, die Zeit ist seitdem auch nicht stehengeblieben, der neue N+3-Schritt von SMIC soll mit TSMCs 6-nm-Fertigung gleichziehen können.
Gemäß aktueller Analysen geht der Ausbau bei SMIC, Chinas führender Foundry, zusammen mit CXMT weiter voran, könnte nun in die Region von 50.000 Wafern im Monat gelangen. Die Kapazitäten sind zweifelsohne verfügbar, es muss jedoch die Ausbeute verbessert werden. Wenn dies gelingt, können schnell viele moderne Chips gefertigt werden.
Ob die Aussagen Lutnicks letztlich stimmen, steht ohnehin auf einem anderen Papier. Lutnick war in den vergangenen Monaten des Öfteren durch einige überraschende Aussagen aufgefallen, die nicht immer unbedingt das komplette Bild abgeben, oder wie „Roboter fertigen iPhones in den USA“ für Verwunderung sorgten. Die 200.000 Chips dürften vermutlich letztlich nur ein gewisser Teil sein, denn der große Gesamtmarkt wird auch respektive sogar primär von anderen Quellen bedient.
Primärquelle für Chips bleibt das Ausland
So gab es nämlich bereits im April Meldungen, wonach Huawei wohl hunderttausende neue Ascend 910C in diesem Jahr ausliefern will. Die Basis dafür ist aber keine Fertigung in China, die Chips kommen über Mittelsmänner von TSMC. Auch 13 Millionen HBM-Chips für insgesamt vermutlich 1,6 Millionen AI-Beschleuniger wurden eingekauft.
Nvidia erklärte zuletzt, dass kurzfristig mindestens 50 Milliarden US-Dollar in China schlummern, erklärte dabei auch, dass ihr eigener Marktanteil von einmal 95 Prozent auf zuletzt 50 Prozent gefallen sei, Tendenz weiter fallend. Im April musste Nvidia Abschreibungen von mehreren Milliarden US-Dollar auf H20-Chips verbuchen, insgesamt wird das Umsatzminus über mehrere Quartale auf über 12,5 bis 15 Milliarden US-Dollar beziffert.